
Ferdinand Wagner
Bei der Hüftdysplasie handelt es sich um eine sehr häufige Fehlbildung, welche sich schon im Mutterleib entwickelt. Die Hüfte ist hierbei nicht vollständig ausgereift.
Als Steigerungsform ist hier die Hüftgelenksluxation zu werten, hierbei hat der Hüftkopf das Hüftgelenk teilweise oder bereits vollständig verlassen - es kommt zur Fehlstellung des Hüftgelenkes.
Die Hüftdysplasie ist heutzutage als eine Fehlstellung oder Minderentwicklung des Hüftgelenkes beim Säugling/Baby oder Kleinkind schon sehr früh mittels Ultraschall zu diagnostizieren und auch zu therapieren. Im Rahmen der U3 in der vierten bis fünften Lebenswoche wird die Hüfte meist schon durch den Kinderarzt oder die Kinderärztin diesbezüglich untersucht.
Das weibliche Geschlecht ist hiervon mit einem Verhältnis von 4:1 benachteiligt.
Als Ursache der Hüftdysplasie sind neben einer mehr oder weniger ausgeprägten, physiologischen Unreife der Hüftpfanne auch genetische, hormonelle oder mechanische Faktoren (zum Beispiel Steißlage) zu nennen.
Auch finden sich gelegentlich Zusammenhänge mit anderen, körperlichen Auffälligkeiten wie Klumpfüßen, Knick-Platt-Füßen, Gesichtsasymmetrien und muskulärem Schiefhals.
Eine vollständige, angeborene Luxation des Hüftgelenkes ist hierbei äußerst selten, diese kann sich jedoch verzögert im ersten Lebensjahr sekundär entwickeln aufgrund fehlender Behandlung einer übersehenen Hüftgelenksdysplasie. Es tritt dann zwangsläufig eine Unterentwicklung mit zunehmender Luxation des Hüftgelenkes ein, die Hüftpfanne verkümmert, die hüftumgreifende Muskulatur schrumpft, eine spontane Normalisierung oder Einstellung des Hüftkopfes in die Hüftpfanne findet nicht mehr statt.
Die erste Diagnostik in der Ambulanz beinhaltet bei unseren kleinen Patient:innen immer eine sorgfältige, klinische Untersuchung sowie eine Ultraschalluntersuchung mit Auswertung der Ergebnisse nach Graf.
Mögliche hinweisende Symptome einer krankhaften Hüftsituation können hier asymmetrische Hautfalten im inneren Oberschenkelbereich, Beinlängenunterschiede oder Abspreizhemmungen der Beine sein.
Eine radiologische Bildgebung ist bei den Babys und Kleinkindern mit überwiegend knorpelig angelegten Hüftköpfen in der Regel nicht angezeigt. Die flächendeckende Ultraschalluntersuchung findet in der Regel im Rahmen der U2- bzw. U3- Vorsorgeuntersuchungen statt.
Die Festlegung einer Therapie sowie eines langfristigen Therapieplans erfolgt direkt während der ambulanten Vorstellung. Sollten sich im Rahmen der ambulanten Vorstellung behandlungspflichtige Befunde ergeben, wird zunächst eine konservative Therapie eingeleitet.
Man unterscheidet hier vor allem zwischen konservativer Ausreifungsbehandlung (vor allem bei unreifen Hüften Typ IIa oder Typ IIc nach Graf, Behandlung mit der sogenannten Tübinger Schiene) und Repositionsbehandlung mit folgender Ruhigstellung und Nachreifung, dies wird vor allem anhand des Schweregrades der Pathologie entschieden.
Grundsätzlich muss beachtet werden, dass jede therapierte Hüfte bis ins Erwachsenenalter kontrollpflichtig bleibt aufgrund möglicher, sekundärer Probleme wie etwa Hüftkopfnekrosen oder sekundärer Hüftdysplasien. Hierzu sind in der Regel Röntgenkontrollaufnahmen nach Gehbeginn, im Alter von acht bis zehn Jahren sowie nach Wachstumsabschluss indiziert.
Kongenitale Hüftdysplasie - Konservative Behandlung
Sollten sich im Rahmen der ambulanten Vorstellung behandlungspflichtige Befunde ergeben, wird zunächst eine konservative Therapie eingeleitet.Man unterscheidet hier vor allem zwischen konservativer Ausreifungsbehandlung (vor allem bei unreifen Hüften Typ IIa oder Typ IIc nach Graf, Behandlung mit der sogenannten Tübinger Schiene) und Repositionsbehandlung mit folgender Ruhigstellung und Nachreifung, dies wird vor allem anhand des Schweregrades der Pathologie entschieden.
Die Repositionsbehandlung kann bei Hüftluxationen dem Typ III nach Graf entsprechend mit einer sogenannten Pavlikbandage erfolgen. Überwiegend, vor allem auch bei den Hüfttypen IV nach Graf, ist eine Extensionsbehandlung notwendig.
Die Extensionsbehandlung wird bei uns standardmäßig als Overhedextensionsbehandlung ausgeführt und macht einen längeren, in der Regel vier wöchigen, stationären Aufenthalt notwendig:
In einem Spezialbett mit zwei Stangen seitlich am Bett sowie einer Querstange, wird zunächst über einen Pflasterverband mittels Längstraktion ein Zug auf die Hüftgelenke ausgeübt, die Gewichte werden nach definiertem Standard gesteigert, der Therapiefortgang regelhaft sonographisch kontrolliert. Die Behandlung ist für die Kinder nicht schmerzhaft, muss aber gut überwacht werden.
Sofern durch diese Behandlung die Oberschenkelköpfe ausreichend gut vor der Pfannenebene zu liegen kommen, kann zusätzlich mit einer Abspreizung begonnen werden, um die Hüftköpfe physiologisch in die Hüftpfanne zu zentrieren.
Nach erfolgreicher Behandlung erfolgt unter Narkose die Anlage eines Fettweisgipses (Sitz-Hock-Stellung), die Stellung der Hüftköpfe wird mittels Arthrographie, aktuell zunehmend jedoch mittels MRT Diagnostik, dokumentiert.
Die Gipsdauer beträgt in der Regel acht bis zwölf Wochen, in denen eine Nachreifung der Hüftgelenke erfolgen kann. Anschließend wird in der Tübinger Schiene für weitere acht bis zwölf Wochen nachbehandelt.
Kongenitale Hüftdysplasie - Operative Behandlung
Manchmal zeigt sich vor allem bei teratologischer Hüftluxation, aber auch bei längerer Luxationsdauer oder anderer, anatomisch ungünstiger Voraussetzungen oben bezeichnete Overhead-Extensionsbehandlung ohne Erfolg.Die Konsequenz ist eine operative Versorgung des Hüftgelenkes. Die offene operative Hüfteinstellung erfolgt bei uns in der Regel in einem Alter von neun Monaten.
Operativ wird hier vor allem das Hüftgelenk angegangen und weichteilig Repositionshindernisse beseitigt. Eine Verkürzung und Angulation des Oberschenkels ist meistens notwendig, um eine spannungsfreie Positionierung des Hüftkopfes in der Pfanne zu erreichen.
Zur Sicherstellung einer guten Überdachung des Oberschenkelkopfes in der Pfanne, wird in der Regel eine Azetabuloplasik zum Beispiel nach Dega durchgeführt.
Eine Ruhigstellung im Beckenbeingips wird für etwa sechs Wochen nach operativer Versorgung erfolgen, im Anschluss daran Lagerung und Beübung aus dem gedeckelten Beckenbeingips für insgesamt etwa drei Monate.
Operative Behandlungsmöglichkeiten der Hüftdysplasie
Salter-Osteotomie
Dega-Acetabuloplastik
Periazetabuläre Osteotomie nach Ganz (Berner-Osteotomie)
Hüftarthroskopie
Umstellungs- und Derotationsosteotomien am proximalen Femur
Impingement-Syndrom der Hüfte
Durch strukturelle Abnormalitäten im Hüftgelenk kommt es zu eingeschränkter Beweglichkeit und typischerweise zu Leistenschmerzen im Sitzen und in der Nacht. Diese sind oft mit einer Hüftdysplasie vergesellschaftet.Diagnose
Typen des Impingement-Syndroms
Therapie
Nicht-operativ
Operativ
Die Festlegung einer Therapie sowie eines langfristigen Therapieplans erfolgt direkt während der ambulanten Vorstellung.
Die physiotherapeutische Behandlung der kongenitalen Hüftdysplasie zielt darauf ab, das Behandlungsergebnis sicherzustellen, die muskulären Dysbalancen auszugleichen und die weitere Bewegungsentwicklung zu fördern.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Anleitung und Unterstützung der Eltern, sowohl im Umgang mit den Hilfsmitteln als auch mit den therapeutischen Maßnahmen.
Zur Anwendung kommen:
Hier finden Sie von uns veröffentlichte Studien:
In unserer Spezialambulanz Hüftdysplasie haben wir, nicht zuletzt aufgrund einer gesteigerten Vortestwahrscheinlichkeit (bei uns werden in der Regel bereits voruntersuchte und als „auffällig“ befundene Kinder mit Hüftpathologie vorgestellt), eine hohe Anzahl an pathologischen, behandlungspflichtigen Hüftbefunden, was einer sehr großen Expertise gleichkommt.
Ob Fragen über Behandlungsmöglichkeiten, Terminvereinbarungen oder Informationen über unsere Fördermöglichkeiten - wir beraten Sie gerne!