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Kongenitale Hüftdysplasie

Bei der Hüftdysplasie handelt es sich um eine sehr häufige Fehlbildung, welche sich schon im Mutterleib entwickelt. Die Hüfte ist hierbei nicht vollständig ausgereift.

Als Steigerungsform ist hier die Hüftgelenksluxation zu werten, hierbei hat der Hüftkopf das Hüftgelenk teilweise oder bereits vollständig verlassen - es kommt zur Fehlstellung des Hüftgelenkes.

Die Hüftdysplasie ist heutzutage als eine Fehlstellung oder Minderentwicklung des Hüftgelenkes beim Säugling/Baby oder Kleinkind schon sehr früh mittels Ultraschall zu diagnostizieren und auch zu therapieren. Im Rahmen der U3 in der vierten bis fünften Lebenswoche wird die Hüfte meist schon durch den Kinderarzt oder die Kinderärztin diesbezüglich untersucht.

Das weibliche Geschlecht ist hiervon mit einem Verhältnis von 4:1 benachteiligt.

Ursachen

Als Ursache der Hüftdysplasie sind neben einer mehr oder weniger ausgeprägten, physiologischen Unreife der Hüftpfanne auch genetische, hormonelle oder mechanische Faktoren (zum Beispiel Steißlage) zu nennen. 

Auch finden sich gelegentlich Zusammenhänge mit anderen, körperlichen Auffälligkeiten wie Klumpfüßen, Knick-Platt-Füßen, Gesichtsasymmetrien und muskulärem Schiefhals.

Eine vollständige, angeborene Luxation des Hüftgelenkes ist hierbei äußerst selten, diese kann sich jedoch verzögert im ersten Lebensjahr sekundär entwickeln aufgrund fehlender Behandlung einer übersehenen Hüftgelenksdysplasie. Es tritt dann zwangsläufig eine Unterentwicklung mit zunehmender Luxation des Hüftgelenkes ein, die Hüftpfanne verkümmert, die hüftumgreifende Muskulatur schrumpft, eine spontane Normalisierung oder Einstellung des Hüftkopfes in die Hüftpfanne findet nicht mehr statt.

Diagnostik / Symptome

Die erste Diagnostik in der Ambulanz beinhaltet bei unseren kleinen Patient:innen immer eine sorgfältige, klinische Untersuchung sowie eine Ultraschalluntersuchung mit Auswertung der Ergebnisse nach Graf.

Mögliche hinweisende Symptome einer krankhaften Hüftsituation können hier asymmetrische Hautfalten im inneren Oberschenkelbereich, Beinlängenunterschiede oder Abspreizhemmungen der Beine sein.

Eine radiologische Bildgebung ist bei den Babys und Kleinkindern mit überwiegend knorpelig angelegten Hüftköpfen in der Regel nicht angezeigt. Die flächendeckende Ultraschalluntersuchung findet in der Regel im Rahmen der U2- bzw. U3- Vorsorgeuntersuchungen statt.

Behandlungsmethoden

Die Festlegung einer Therapie sowie eines langfristigen Therapieplans erfolgt direkt während der ambulanten Vorstellung. Sollten sich im Rahmen der ambulanten Vorstellung behandlungspflichtige Befunde ergeben, wird zunächst eine konservative Therapie eingeleitet.

Man unterscheidet hier vor allem zwischen konservativer Ausreifungsbehandlung (vor allem bei unreifen Hüften Typ IIa oder Typ IIc nach Graf, Behandlung mit der sogenannten Tübinger Schiene) und Repositionsbehandlung mit folgender Ruhigstellung und Nachreifung, dies wird vor allem anhand des Schweregrades der Pathologie entschieden.

Grundsätzlich muss beachtet werden, dass jede therapierte Hüfte bis ins Erwachsenenalter kontrollpflichtig bleibt aufgrund möglicher, sekundärer Probleme wie etwa Hüftkopfnekrosen oder sekundärer Hüftdysplasien. Hierzu sind in der Regel Röntgenkontrollaufnahmen nach Gehbeginn, im Alter von acht bis zehn Jahren sowie nach Wachstumsabschluss indiziert.


 

Kongenitale Hüftdysplasie - Konservative Behandlung

Sollten sich im Rahmen der ambulanten Vorstellung behandlungspflichtige Befunde ergeben, wird zunächst eine konservative Therapie eingeleitet.

Man unterscheidet hier vor allem zwischen konservativer Ausreifungsbehandlung (vor allem bei unreifen Hüften Typ IIa oder Typ IIc nach Graf, Behandlung mit der sogenannten Tübinger Schiene) und Repositionsbehandlung mit folgender Ruhigstellung und Nachreifung, dies wird vor allem anhand des Schweregrades der Pathologie entschieden.

Die Repositionsbehandlung kann bei Hüftluxationen dem Typ III nach Graf entsprechend mit einer sogenannten Pavlikbandage erfolgen. Überwiegend, vor allem auch bei den Hüfttypen IV nach Graf, ist eine Extensionsbehandlung notwendig.

Die Extensionsbehandlung wird bei uns standardmäßig als Overhedextensionsbehandlung ausgeführt und macht einen längeren, in der Regel vier wöchigen, stationären Aufenthalt notwendig:

In einem Spezialbett mit zwei Stangen seitlich am Bett sowie einer Querstange, wird zunächst über einen Pflasterverband mittels Längstraktion ein Zug auf die Hüftgelenke ausgeübt, die Gewichte werden nach definiertem Standard gesteigert, der Therapiefortgang regelhaft sonographisch kontrolliert. Die Behandlung ist für die Kinder nicht schmerzhaft, muss aber gut überwacht werden.

Sofern durch diese Behandlung die Oberschenkelköpfe ausreichend gut vor der Pfannenebene zu liegen kommen, kann zusätzlich mit einer Abspreizung begonnen werden, um die Hüftköpfe physiologisch in die Hüftpfanne zu zentrieren.

Nach erfolgreicher Behandlung erfolgt unter Narkose die Anlage eines Fettweisgipses (Sitz-Hock-Stellung), die Stellung der Hüftköpfe wird mittels Arthrographie, aktuell zunehmend jedoch mittels MRT Diagnostik, dokumentiert.

Die Gipsdauer beträgt in der Regel acht bis zwölf Wochen, in denen eine Nachreifung der Hüftgelenke erfolgen kann. Anschließend wird in der Tübinger Schiene für weitere acht bis zwölf Wochen nachbehandelt.


 

Kongenitale Hüftdysplasie - Operative Behandlung

Manchmal zeigt sich vor allem bei teratologischer Hüftluxation, aber auch bei längerer Luxationsdauer oder anderer, anatomisch ungünstiger Voraussetzungen oben bezeichnete Overhead-Extensionsbehandlung ohne Erfolg.

Die Konsequenz ist eine operative Versorgung des Hüftgelenkes. Die offene operative Hüfteinstellung erfolgt bei uns in der Regel in einem Alter von neun Monaten.

Operativ wird hier vor allem das Hüftgelenk angegangen und weichteilig Repositionshindernisse beseitigt. Eine Verkürzung und Angulation des Oberschenkels ist meistens notwendig, um eine spannungsfreie Positionierung des Hüftkopfes in der Pfanne zu erreichen.

Zur Sicherstellung einer guten Überdachung des Oberschenkelkopfes in der Pfanne, wird in der Regel eine Azetabuloplasik zum Beispiel nach Dega durchgeführt.

Eine Ruhigstellung im Beckenbeingips wird für etwa sechs Wochen nach operativer Versorgung erfolgen, im Anschluss daran Lagerung und Beübung aus dem gedeckelten Beckenbeingips für insgesamt etwa drei Monate.


 

Operative Behandlungsmöglichkeiten der Hüftdysplasie

Salter-Osteotomie

  • Das Becken wird am Darmbein durchtrennt, um die Hüftpfanne nach unten zu klappen.
  • Die Position wird temporär mit Salter-Stäben gesichert, die normalerweise nach sechs Wochen entfernt werden.
  • Moderne Behandlungsmethoden bevorzugen individuell angepasste Lagerungshilfen anstelle des früher üblichen Beckengipses. In einigen Fällen wird ganz auf Lagerungshilfen verzichtet und die Hüfte kann direkt bewegt werden.
  • Diese Methode wird vorwiegend bei Kindern angewendet.


Dega-Acetabuloplastik

  • Anpassung des Pfannendachs durch Herunterbiegen und Einsetzen eines Knochenkeils.
  • In der Regel ist keine Entfernung von Metall notwendig.
  • Die Nachbehandlung ähnelt der der Salter-Osteotomie.

 

Periazetabuläre Osteotomie nach Ganz (Berner-Osteotomie)

  • Diese Operation korrigiert Fehlstellungen der Hüftpfanne und Probleme mit der Überdeckung des Hüftkopfes.
  • Im Unterschied zur herkömmlichen Tripleosteotomie nach Tönnis erfolgt der Eingriff über einen einzigen Schnitt (nicht über einen zusätzlichen Schnitt am Gesäß), oft als „Bikini-Schnitt“ bezeichnet. Wir verwenden hier eine minimal-invasive muskelschonende Methode zum Beispiel ohne Ablösung des Musculus rectus femoris.
  • Normalerweise folgt eine sechswöchige Phase mit Teilbelastung des Beins, eine lange Bettruhe ist nicht nötig. Physiotherapie und Mobilisierung beginnen sofort.
  • Diese Methode ist eher den älteren Kindern vorbehalten. In manchen Fällen kann allerdings eine „Bernese-Type Triple“ durchgeführt werden. Dies entspricht der Tönnis-OP allerdings ebenfalls ohne zusätzlichen Gesäßschnitt.

 

Hüftarthroskopie

  • Angewendet bei leichteren Formen der Dysplasie zur symptomatischen Linderung.
  • Erfordert eine sorgfältige Indikationsstellung und Analyse spezifischer radiologischer Parameter.

 

Umstellungs- und Derotationsosteotomien am proximalen Femur

  • Geeignet in speziellen Fällen. Die Eingriffe erfolgen über standardisierte Platten oder, wenn möglich, minimal-invasiv mittels intramedullärer Nägel. Je nach Implantat ist eine sofortige Vollbelastung möglich.

 

Impingement-Syndrom der Hüfte

Durch strukturelle Abnormalitäten im Hüftgelenk kommt es zu eingeschränkter Beweglichkeit und typischerweise zu Leistenschmerzen im Sitzen und in der Nacht. Diese sind oft mit einer Hüftdysplasie vergesellschaftet.

Diagnose

  • Klinische Untersuchung, speziell bei Beugung und Innendrehung.
  • Bildgebende Verfahren wie Röntgen und hochauflösende MRT, eventuell inklusive Arthro-MRT.

Typen des Impingement-Syndroms

  • Cam-Impingement: Verformung des Schenkelhalses.
  • Pincer-Impingement: Überdeckung des Hüftkopfes durch die Pfanne.


Therapie

Nicht-operativ

  • Spezifische Übungsprogramme, Gelenkinfiltrationen und Schmerzmanagement.

Operativ

  • Arthroskopische Techniken oder minimal-invasive Eingriffe zur Behandlung von Knorpel- und Labrumschäden.
  • Periazetabuläre Osteotomie nach Ganz kann bei Pfannenfehlstellungen angebracht sein.
  • Bei Rotationsfehlern des Femurs ist möglicherweise eine Derotation über einen intramedullären Nagel notwendig.

 

Therapiemöglichkeiten

Die Festlegung einer Therapie sowie eines langfristigen Therapieplans erfolgt direkt während der ambulanten Vorstellung.

Die physiotherapeutische Behandlung der kongenitalen Hüftdysplasie zielt darauf ab, das Behandlungsergebnis sicherzustellen, die muskulären Dysbalancen auszugleichen und die weitere Bewegungsentwicklung zu fördern.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Anleitung und Unterstützung der Eltern, sowohl im Umgang mit den Hilfsmitteln als auch mit den therapeutischen Maßnahmen.

Zur Anwendung kommen:

  • Neurophysiologische Behandlungsmethoden nach Bobath und/oder Vojta
  • Techniken aus der manuellen Therapie
  • Dehntechniken
  • Osteopathie
  • Lagerungsmöglichkeiten
  • Alltagstraining und Handling

Veröffentlichte Studien

Unsere Spezialisten

In unserer Spezialambulanz Hüftdysplasie haben wir, nicht zuletzt aufgrund einer gesteigerten Vortestwahrscheinlichkeit (bei uns werden in der Regel bereits voruntersuchte und als „auffällig“ befundene Kinder mit Hüftpathologie vorgestellt), eine hohe Anzahl an pathologischen, behandlungspflichtigen Hüftbefunden, was einer sehr großen Expertise gleichkommt.
 

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